Die Schwarzwaldklinik

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Ordensleute aus dem Glottertal

 

 

Ein Vikar sorgte im Tal dann für großes Aufsehen, denn auf seine Veranlassung hin verließen im Jahre 1845 sechs junge Glottertäler Mädchen die Heimat und gründeten in Steinerberg in der Schweiz ein Kloster. Aber schon drei Jahre später waren alle sechs Schwester tot. Steinerberg liegt in der Schweiz in der Nähe von Schwyz, nicht weiter von Maria Einsiedeln entfernt. Zusammen mit Mädchen aus anderen, meist badischen Pfarreien, fingen die sechs Glottertäler Mädchen im Pfrundhaus von Steinerberg ihr Klosterleben an.

 

Die aus dem Glottertal stammenden Schwestern vom kostbaren Blute, die alle gerade erst 20 Jahre alt waren, als sie gingen, hießen:

Magdalena Weber, Tochter des Webermeisters Johann Weber und der Magdalena geb. Reichenbach in Oberglottertal. Sie war die erste Oberin des Klosters in Steinerberg.

Barbara Ihringer, Tochter der Bauersleute Blasius Ihringer und der Magdalena geb. Blattmann in Ohrensbach.

Anna Furtwängler, Tochter der Bauersleute Georg Furtwängler und der Liberata geb. Linder vom Wahlenhof.

Johanna Lindinger, Tochter des Ambsbauern Andreas Lindinger und der Katharina geb. Reichenbach.

Anna Disch, Tochter der Bauersleute Fridolin Disch und der Maria geb. Reichenbach vom Dischhansenhof.

Maria Egle, Tochter der Webersleute Egle in Oberglottertal.

 

Magdalena Weber, für die um 1965 die Seligsprechung betrieben wurde, war die Vorreiterin dieser Klostergründung. Entscheidend wurde für sie der Besuch einer Mission im Elsaß, der das Leben des Mädchens grundlegend verändert hat. Volksmissionen waren damals in Baden verboten, deshalb besuchte sie mit anderen diese Mission im Elsaß. Stark beeinflusst wurde Magdalena Weber von Karl Rolfus. Er war als Vikar ins Glottertal gekommen und fand dort eine ziemliche Schar "braver Jungfrauen". Diese sammelten sich nun um den neuen Vikar. Er hat die Mädchen für eine Ordensgründung begeistert und auch die Kontakte in die Schweiz geknüpft. So kamen mehrere Mädchen am 8. September 1845 aus dem Glottertal, aus dem Elztal und aus dem Schwarzwald, also aus dem damals sehr religionsfeindlichen Baden in die Schweiz, um dort ein klösterliches Leben zu beginnen. Das Kloster wurde dem Orden vom kostbaren Blute in Rom angeschlossen.

 

Die junge Klostergemeinschaft hatte aber von Anfang an große Probleme. Eine große Armut bedrückte die Gemeinschaft, da die Schwestern nichts oder nur wenig ins Kloster mitbrachten. Die Schwestern lebten beinahe ganz von Almosen. Ihr Bett war der Fußboden. Das Klostermenü: Drei Suppen pro Tag, ein Stück Brot, manchmal Mehlspeisen. Ihre Aufgabe sahen sie in der ewigen Anbetung bei Tag und Nacht in der Wallfahrtskirche. Eingebaut in ihren Tagesablauf, der früh um 5 Uhr begann und 9 Uhr abends endete, waren die Erziehung der Jugend und Handarbeit. Trotz der ahrten Klosterordnung fanden sich in kurzer Zeit etwa 70 Mädchen als Schwestern zusammen.

 

Dann brach eine Art Typhus aus. Zeitweise waren bis zu 10 Schwestern schwer krank und viele starben. Die strenge Klosterordnung, das freiwillige Fasten, die nächtlichen Anbetungen, die Enge des Wohnraumes, der Mangel an Bewegung und die fehlende Arbeit im Freien hatten die Mädchen vom Lande überfordert.

 

27 junge Schwestern sind dort innerhalb von zwei Jahren verstorben. Mutter Theresa, so hieß Magdalena Weber jetzt, starb als letzte der sechs Glottertälerinnen am 28. August 1848, erst 26 Jahre alt. Das Sterben der Glottertäler Schwestern in Steinerberg innerhalb von zwei Jahren löste in der Heimat gewaltige Empörung aus. Es wurden die tollsten Gerüchte verbreitet. Vikar Rolfus wurde der Erbschleicherei und sogar der Giftmischerei angeklagt. Er wurde verhaftet, aber dann freigesprochen und nach Lothringen ausgewiesen. Erst nach zwanzigjähriger Vikarszeit erhielt er die Pfarrei Herten und gründete dort ebenfalls unter heftigen Anfeindungen 1876 die St. Josefs-Anstalt für Behinderte, die heute noch besteht. Er starb am 2. März 1907 hochbetagt und hochgeehrt. Der Orden dieser Glottertäler Schwestern feierte im Jahre 1995 sein 150jähriges Bestehen.

 

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind sehr viele Glottertäler und Glottertälerinnen in Orden eingetreten oder haben die Priesterweihe empfangen, so z.B. August Tritschler vom Lickerthof, der 1874 wegen des Kulturkampfes seine Primiz in der verschlossenen und leeren Kirche halten musste. Andreas Kunkler, am 5. Dezember 1825 geboren, war wohl der erste Missionar aus dem Glottertal, der seine Heimat verließ, um in Nordamerika als Glaubensbote zu arbeiten. Als Knecht mit 19 Jahren wanderte er aus und trat in den gleichen Orden ein, dem auch die Schwestern von Steinerberg angehörten.

 

Im Jahre 1868 besuchte Andreas Kunkler im Anschluss an einen Rombesuch seine Heimat wieder. Aus dem Glottertäler Knecht war ein Provinzialsuperior geworden, ein Mann, der nur in seiner Heimat nicht nur Wiedersehen feierte, sondern zugleich neue Ordensleute warb. Als er am 17. Oktober wieder abreiste, gingen 4 Mädchen und 4 junge Männer mit in sein Kloster nach Amerika.

 

Unter ihnen war auch Seraphin Kunkler. Als 18jähriger ging er 1868 mit seinem Verwandten Andreas Kunkler in die nordamerikanische Mission. Er studierte drüben, wurde Priester und war im selben Orden vom kostbaren Blute wie Andreas Kunkler.

 

 

 

 

 

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