Die Schwarzwaldklinik

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Hilfe für einen Mörder (1)

 

 

Verabschiedung von der kleinen Ulrike.
Ulrike: Onkel Gerhard!
Dr. Schäfer: Ach, Ulrike.
Ulrike: Vielen Dank für alles, was Du für mich getan hast.
Dr. Schäfer: Oh, danke Dir. Das ist ja süß von Dir.
Professor Brinkmann kommt gerade aus dem Chefarztzimmer und geht enttäuscht wieder zurück.
Schwester Christa: Entschuldigung.
Dr. Schäfer: Das ist ja sehr nett von Euch, aber sowas könnt Ihr doch nicht machen.
Frau Großmann: Aber Du weisst doch, wie dankbar wir Dir alle sind.
Dr. Schäfer: Aber bei Brinkmann müsst Ihr Euch bedanken. Der hat doch operiert.
Herr Großmann: Nu aber langsam, lieber Schwager. Das konnte ja kein Mensch ahnen, dass Professor Brinkmann plötzlich hier auftaucht.
Frau Großmann: Jaja.
Dr. Schäfer: Mir ist das nur peinlich. Was wollt Ihr denn damit erreichen?
Ulrike: Warum ist denn Onkel Gerhard so böse?
Herr Großmann: Also kommt jetzt.
Frau Großmann: Komm.
Im Chefarztzimmer. Professor Brinkmann telefoniert. Dr. Schäfer tritt ein.
Prof. Brinkmann: Ja, Brinkmann? Morgen Herr Kollege. Kann das nicht in der Haftanstalt gemacht werden? Achso, Ihr habt keinen OP, gut. Na, und wie geht das über die Bühne? Was denn, uniformiert? Muss das sein? Naja, gut. Das kriegen wir schon hin. Ja. Nein, nein, Scheckbetrüger wäre mir lieber. Ist in Ordnung. Wir treffen inzwischen die entsprechenden Vorbereitungen. Gut, wiederhören.
Professor Brinkmann beendet das Gespräch.
Prof. Brinkmann: Wir kriegen einen Lebenslänglichen mit Darmgeschwür.
Dr. Schäfer: Was da eben passiert ist, das tut mir sehr sehr Leid. Ich....ähm.....
Prof. Brinkmann: Der Mann wird bis zur Operation unter Bewachung stehen. Informieren Sie bitte das Personal. Ich möchte nicht, dass sich irgendwas entlegt. Der Patient ist ein Mörder.
Dr. Schäfer: Ich möchte nur, dass Sie wissen, dass ich mit diesem Affaire absolut nichts zu tun habe. Ich...
Prof. Brinkmann: ja, ich hab' Sie schon beim ersten Mal verstanden. Aber man kann sich seine Verwandten nicht aussuchen, Herr Schäfer. Noch etwas, Herr Kollege. Ich leiber erst kürzlich erfahren, dass Sie die Chefarztposition bekommen hätten, wenn meine Bewerbung nicht dazwischen gekommen wäre. Es tut mir sehr Leid, aber ich kann Ihrer Familie nicht mit schlechtem Gewissen dienen. Es ist alles korrekt zugegangen.
Dr. Schäfer: Sicher, das weiss ich. Deshalb finde ich's ja so unverschämt, dass mein Schwager und... und meine Nichte sich derartig....
Prof. Brinkmann: Ach, vergessen Sie's es doch.
Dr. Schäfer: Nein, nein, nein. Das Beste wird sein ich wechsle die Klinik.
Prof. Brinkmann: Warum? Haben Sie eine Chefarztstelle?
Dr. Schäfer: Nein.
Prof. Brinkmann: Tja, dann weiss ich nicht, warum Sie weg wollen. Sie wissen ganz genau, wie sehr ich Ihre Arbeit schätze.
Dr. Schäfer: Aber nach diesem Vorfall kann ich doch unmöglich....
Professor Brinkmann: Aber Quatsch, unmöglich, tzzz, unmöglich. Ich brauche einen erstklassigen zweiten Mann in der Chirurgie, das ist alles. Soll ich auf Sie verzichten, nur weil Ihre Familie Kleinkrieg mit mir spielt? Also, der Mann heisst Max Ocker und sitzt seit 7 Jahren in der Strafanstalt. Er hat seine Frau getötet.
Dr. Schäfer: Was bedeutet das für uns?
Prof. Brinkmann: Für uns ist der Mann ein Patient, wie jeder andere.
Dr. Schäfer: Aber Unruhe wird es trotzdem geben.
Prof. Brinkmann: Ja, unter den Patienten vielleicht. Sprechen Sie darüber mit der Oberschwester, ja?
Dr. Schäfer: Gut. Ich frage mich nur, muss denn überhaupt bekannt werden, dass er ein Mörder ist?
Prof. Brinkmann: Wie soll das geheim bleiben mit einem uniformierten Vollzugsbeamten als Bewachung?
Dr. Schäfer: Ja ich meine, wird denn ein... ein Bankräuber oder sonst ein Serieneinbrecher nicht genauso bewacht?
Prof. Brinkmann: Das ist allerdings richtig. Also gut, versuchen wir seine Identität geheim zu halten. Es ist gleich Visite. Und äh... was das andere betrifft... nichts überstürzen.
Dr. Schäfer: Danke.
Karin Meis: Ich bring' den OP-Bericht.
Prof. Brinkmann: Ja, dankeschön.
Max Ocker im Rettungswagen auf dem Weg zur "Schwarzwaldklinik".
Max Ocker: (Stöhnt vor Schmerzen)
Rettungsassistent: Schmerzen?
Max Ocker: Vorallem Hunger habe ich.
Vollzugsbeamter: Iss was.
Max Ocker: Geben Sie mir 'ne Banane, ich bezahle.
Rettungsassistent: Sie dürfe jetzt nix esse. Sie werde ja bald operiert und wisse net wann. Sie müsse nüchtern bleibe.
Vollzugsbeamter: Wenn er aber abkratzen will?
Max Ocker: Ja, eben. Wenn ich aber abkratzen will?
Rettungsassistent: Geht nicht, deswege bin ich ja da.
Der Rettungswagen kommt bei der "Schwarzwaldklinik" an.
Rettungsassistent: Die Papiere, Herr Doktor.
Dr. Rens: Danke.
Zeitungsreporter Ivo Schulze beobachtet den Transport von Max Ocker in die Notaufnahme.
Dr. Schäfer: Die Papiere?
Vollzugsbeamter: Die hat der Doktor.
Dr. Schäfer: Gut, kommen Sie.
Ivo Schulz am Münztelefon.
Ivo Schulz: Ja, Schulze hier. Ich möchte mal Fred aktuellen. Hallo? Fred? Hie ist Ivo. Jaja, ganz gut geht es mir. Aber deshalb ruf ich nicht an. Pass mal auf du. Die haben hier oben einen eingeliefert, der mir irgendwie bekannt vorkommt. Nee, unter Polizeibewachung. Ein Krankenwagen am Strafvollzug. Dem Kennzeichen nach können die nur aus Freiburg kommen. Ich habe den Gefangenen nicht richtig erkennen können, aber er schien mir verdammte Ähnlichkeit mit Ocker zu haben. Das war doch 'ne Riesenkiste damals. Ja, jaja, genau. Recherchier doch mal. Vielleicht gibt das irgendwie 'ne Story, ne? Tschüss.
Schwester Christa betritt Ockers Krankenzimmer.
Vollzugsbeamter: Grüss Gott, Schwester.
Schwester Christa: Guten Tag. So, können Sie bitte den Arm freimachen? So, ich muss Ihnen Blut abnehmen. Bitte mit der Faust ein bisschen pumpen. So, sehr gut. Nur keine Angst. Das tut nicht weh.
Vollzugsbeamter: Der hält scho was aus.
Max Ocker: Steht das denn schon fest, die Operation?
Schwester Christa: Erst kommen die Voruntersuchungen, Blutanalyse, EKG usw. So, das war's schon.
Vollzugsbeamter: Es sticht ja net jeder so behutsam zu, wie die Schwester.
Max Ocker: Ich wollte Sie nur fragen, Schwester, ob ich eine Chance habe? Das tut so weh hier.
Schwester Christa: Ja, der Arzt kommt gleich, Herr Ocker. Wann haben Sie die letzte Mahlzeit zu sich genommen?
Max Ocker: Das war... ja... gestern abend war das. Dann fingen die Schmerzen an und der Anstaltsarzt kam.
Schwester Christa: Hmm. Sie sind hier in guten Händen, Herr Ocker. Nur keine Angst.
Vollzugsbeamter: Notfalls schicken Sie Dir eine Extraschwester zu zum Händchen halten.
Schwester Christa: Ihre Bemerkungen können Sie sich sparen.
Auf dem Hof der Familie Lug. Anton Lug und seine drei Kinder bei den Pferden.
Anton Lug: Na, wie soll der Kleine denn mal heissen? Rudi vielleicht?
Kinder: Na, Mäxle.
Anton Lug: Mäxle? Dann taufen wir ihn Max.
Frau Lug: Kommt's Ihr dann alle zum Essen rein?
Anton Lug: Na, was ist, Kinder? Habt Ihr's g'hört?
Kinder: Jaaaa.
Anton Lug: Also, auf geht's, hopp.
Das Telefon klingelt. Frau Lug geht dran.
Frau Lug: Lug? Ja, der ist do. Wo ist des? Ja, i sog's ihm. Natürlich kommt er.
Frau Lug legt auf.
Frau Lug: Anton! Toni! Du sollst Di fertig machen. Der Hans kommt in zwei Minuten mit dem Rettungswagen vorbei. In der Auermühle is a Steinschlag runtergangen.
Anton Lug: Das ist ja nicht zu glauben. Immer kurz vor'm Mittagessen. Wer hat denn angerufen?
Frau Lug: Der Karl. Soll i Dir no schnell was zu essen rausdoa.
Anton Lug: Du, des lohnt sich net. Ich muss mich doch noch umzieh'n.
Die Bergwacht holt Anton Lug ab.
In der "Schwarzwaldklinik" im Chefarztzimmer.
Udo: Hier, der Kreislauf ist ziemlich miserabel.
Prof. Brinkmann: Und der Blutdruck ist auch nicht viel besser. Sind die Konserven eingetroffen?
Dr. Schäfer: Ja.
Prof. Brinkmann: Na, was meinen Sie?
Dr. Schäfer: Warten hat nicht viel Sinn.
Prof. Brinkmann: Ja, ganz meine Meinung. Sonst kriegt er einen Durchbruch. Also, wann können wir?
Dr. Wolter: Frühestens ins 3 Stunden. Wir müssen ihm noch den Magen auspumpen. Er hat 'ne Banane gegessen.
Prof. Brinkmann: Was heisst das? Ist der verrückt?
Dr. Wolter: Schwester Christa sagte, der Vollzugsbeamte hätte ihm eine Banane gegeben. Aber der Beamter sagte, er hätte ihm keine gegeben. Er hat ihn nur einen Moment aus den Augen gelassen und da hat er sich 'ne Banane gegriffen. Er hat sie natürlich auch gegessen.
Prof. Brinkmann: Hach, so ein Affentheater. Also 15 Uhr, ja? Gut.
Udo: Diese Typen können vielleicht was ab.
Prof. Brinkmann: Was meinst Du?
Udo: Das war nicht so gemeint, wie Du denkst.
Prof. Brinkmann: Umso besser. Danke, meine Herren.
Am Unfallort.
Polizist 1: Die Bergwacht ist verständigt. Sie trifft soeben ein.
Polizist 2: Grüss Gott. Wir haben in der Zwischenzeit die Spuren gesichert. Wir gehen daher davon aus, dass der Fahrer das Steuer rumgerissen hat um diesem Bergrutsch hier auszuweichen.
Anton Lug: Ahja.
Unfallopfer: Ich hab' nur Schrammen. Aber hochklettern kann ich nicht.
Anton Lug: Macht nichts. Ich komm' mit 'nem Seil runter.
Polizist 2: Und ich gebe durch, dass Ihr mit der Bergung beginnt.
Anton Lug: Gut.
Die Bergung wird eingeleitet.
Anton Lug: Und ab. Langsam. Langsam. Vorsicht. Vorsicht. Und ab. Langsam. Da haben Sie nochmal Glück gehabt. Können Sie sich bewegen?
Unfallopfer: Ich glaube, es geht.
Anton Lug: Aufstehen?
Unfallopfer: Ja.
Anton Lug: Können Sie festhalten?
Unfallopfer: Ja.
Anton Lug: So. Alles fest. Zug! Ganz vorsichtig, ganz vorsichtig. Geht's?
Unfallopfer: Ja.
Anton Lug: Langsam.
Polizist 2: 1/35 von 1/2/78 kommen. Frage: Wann trifft der Krankenwagen ein? Verstanden, Ende.
Anton Lug: Vorsicht, Vorsicht, langsam. Vorsicht!
Felsbrocken rollen den Abhang hinunter.
Anton Lug: Vorsicht! Vorsicht!
Max Ocker wird in den OP gebracht. Dr. Wolter wird am Telefon verlangt.
Dr. Wolter: Ja? Ja, ist gut.
Dr. wolter legt auf und wendet sich Professor Brinkmann zu.
Dr. Wolter: In der Notaufnahme sind zwei Unfälle. Ein leichter und ein Schwerverletzter. Rens spricht von einer gequetschten Brust.
Prof. Brinkmann: Aha. Mist, ich schaue es mir mal an.
Max Ocker auf der OP-Liege. Professor redet mit ihm.
Prof. Brinkmann: Na? Angst?
Max Ocker: Ach, ne.
Prof. Brinkmann: Muss auch nicht sein (lacht).
Dr. Wolter: Soll ich die Narkose schon einleiten?
Prof. Brinkmann: Ja, auf die Minute kommt es auch nicht an.
Max Ocker: Ich... äh... is weg. Ich hab' keine Schmerzen mehr. Ich kann ja warten, ich meine... das geht bei mir bestimmt auch mit Medikamenten weg, meine ich. Oder? Is weg.
Professor Brinkmann in der Notaufnahme.
Prof. Brinkmann: Wie ist das passiert?
Unfallopfer: Ein Stein. Voll gegen die Brust, als er mich gerettet hat.
Schwester Christa: Herr Lug ist von der Bergwacht.
Professor Brinkmann bei Anton Lug.
Prof. Brinkmann: Das tut weh, nicht?
Dr. Rens: Rippenfraktur.
Udo: Quetschungen des Brustkorbs.
Prof. Brinkmann: Haben Sie Schwierigkeiten beim Atmen?
Anton Lug: Das sticht so.
Prof. Brinkmann: Zum Röntgen. Und gegebenenfalls Drainage des Hämatothorax.
Im OP bei Max Ocker.
Prof. Brinkmann: Können wir?
Dr. Wolter: Er schläft.
Frau Lug auf dem Klinikflur. Sie wartet auf ihren Mann, der gerade aus dem Fahrstuhl gefahren wird.
Udo: So, gleich runter in die Röntgenabteilung.
Frau Lug: Wie geht's ihm denn? Sagen's mir doch bitte, wie's ihm geht.
Udo: Es geht ihm relativ gut, Frau Lug, aber wir bringen ihn vorsichtshalber auf die Intensivstation.
Frau Lug: Ja, aber warum geht es ihm dann gut?
Ivo Schulz am Telefon, unterbricht ganz kurz das Gespräch.
Ivo Schulz: Moment mal, Fred.
Ivo Schulz eilt zu Frau Lug.
Ivo Schulz: Entschuldigung. War das der Mann von der Bergwacht?
Frau Lug: Ja.
Ivo Schulz eilt zurück zum Telefon.
Ivo Schulz: Fred, da bin ich wieder. Pass mal auf. Allem Anschein nach halten die es für dringlicher einen Mörder zu operieren als einen Lebensretter. Ja, einen von der Bergwacht. Klar, ich hör' mich weiter um. Dann ruf' ich an. Das könnte 'nen Knüller geben. Tschüss.
Im OP bei Max Ocker.
OP-Schwester: Wie ein Mörder sieht er eigentlich nicht aus.
Dr. Wolter: Nur im Fernsehen sehen Mörder wie Mörder aus.
Dr. Rens kommt in den OP.
Dr. Rens: Wie weit seid Ihr?
Dr. Wolter: Wir sind fast fertig. Wieso?
Dr. Rens: Es gibt Komplikationen mit Lug. Kreislaufzusammenbruch. Fast keine Atmung. Wir haben ihn auf die Intensiv gebracht.
Dr. Wolter: Ist denn der junge Brinkmann nicht da?
Dr. Rens: Doch, doch. Mensch, wir tun ja auch, was wir können.
Dr. Wolter: Ach, und ich soll's dem Chef sagen... jetzt mitten in der Operation?
Dr. Rens: Ja. Mann, wenn unserer stirbt, wenn der Chef den da operiert...
Dr. Wolter: Der Chef hat seine Entscheidung getroffen. Jetzt wird Ocker operiert und Ihr versorgt den Lug.
Dr. Rens: Jaja, ist ja gut.
Dr. Rens kommt auf den Klinikflur.
Dr. Rens: Wieso sitzen Sie denn jetzt noch hier? Glauben Sie, er könnte in Vollnarkose vom Tisch springen und die Flucht ergreifen?
Vollzugsbeamter: Ich hab' meine Anweisungen, Herr Doktor.
Dr. Rens: Na dann ist es ja gut. Hautpsache Sie haben Ihre Anweisungen.
Vollzugsbeamter: Arroganter Typ.
Ivo Schulze: Is eben Arzt. Der schwebt über allem. Ja, äh... um mal darauf zurückzukommen, ich weiss ja nu genau, dass Ocker ein Mörder ist. Der Mann ist doch 'ne latente Gefahr für die Patienten hier in der Klinik.
Vollzugsbeamter: Eine Gefahr ist er immer, wenn man den aus die Augen lässt. Aber i... i lass ihn nicht aus die Augen. Verstehst?
Ivo Schulze: Ja, das glaube ich Ihnen auf's Wort. Tschüss.
Frau Lug wartet auf Professor Brinkmann.
Frau Lug: Herr Professor, i sitz' hier seit zwei Stunden und wart' auf eine Auskunft, wie's meinem Mann...
Porf. Brinkmann: Ist ja gut, ist alles gut. Ich komm' gleich zurück. Entschuldigung.
Professor Brinkmann bei Anton Lug auf der Intensivstation.
Dr. Rens: Er war plötzlich im Schock.
Prof. Brinkmann: Ja.
Udo: Ich versteh' das nicht. Diese rapide Verschlechterung...
Prof. Brinkmann: ... ist auf die Blutungen im Brustfellraum zurückzuführen... und den entsprechenden Druck auf die Lunge. Aber Ihr habt ganz richtig reagiert.
Dr. Rens: Wir waren nur in einer gewissen Panik, weil Sie diesen...
Prof. Brinkmann: ... weil ich einen Mörder operiere, nicht? Den Zustand müssen Sie sich abgewöhnen, Herr Kollege. Ein Arzt in Panik kann schwerwiegende Fehler begehen, nicht?
Dr. Rens: Ja.
Prof. Brinkmann: Aber Sie haben ja keine gemacht. Also besteht noch Hoffnung.
Professor Brinkmann bei Frau Lug.
Frau Lug: Wird er sterben?
Prof. Brinkmann: Natürlich. In 30 oder 40 Jahren, wie wir alle. Na nu nicht doch, nicht doch. Die Rippen wachsen von allein zusammen, er kriegt einen Stützverband und in drei oder vier Wochen ist er wieder zu Hause. Ist ja gut, ist ja gut.
Frau Lug: Entschuldigen Sie.
Prof. Brinkmann: Wiederschauen.
Bei Professor Brinkmann zu Hause im Garten mit Jerry.
Prof. Brinkmann: Aber jetzt hoch erstmal, ganz hoch. So ist es gut. Und jetzt kriegst Du nochwas. Nein, hier ist es, pass auf. Nein. Nein, pass auf, pass auf. Und jetzt lauf.
Auf der Terrasse klingelt das Telefon.
Prof. Brinkmann: Ja, Brinkmann?
Keiner dran.
Udo: Guten morgen.
Prof. Brinkmann: Morgen. Na? Gut geschlafen?
Udo: Wer einen Mörder rettet, ist selbst ein Mörder. Und ähnliche Anrufe die ganze Nacht.
Prof. Brinkmann: Ich habe eben auch wieder so einen Anruf bekommen. Du, die wissen wahrscheinlich garnicht, wer operiert hat.
Udo: Es waren auch Drohungen dabei.
Prof. Brinkmann: Jaja, ich weiss, ich weiss. Morgen Käti.
Käti: Morgen.
Prof. Brinkmann: Na? Hast Du die Zeitung mitgebracht?
Käti: Nein, hab' ich vergessen.
Prof. Brinkmann: Schade. Ich hoffe Du schwindelst nicht.
Käti: Hat ja doch keinen Zweck. Erfahrt Ihr ja sowieso.
Prof. Brinkmann: Was denn? Achso. Naja klar. Wir bewerten das Leben eines Mörders höher als das eines einfachen uneigennützigen Menschen. Zweitkraftentscheidungen eines Chefarztes, Bergwachtretter um ein Haar in Notaufnahme gestorben, Mutter dreier Kinder versteht die Welt nicht mehr. Naja, da können wir uns nicht wundern, wie solche Anrufe zustande kommen, nicht?
Udo: Äh, wir haben da einen Reporter in der Orthopädie, der mit Beinbruch.
Prof. Brinkmann: Na, der wird doch nicht solchen Blödsinn verbreiten, nachdem wir ihm das Knie gerettet haben.
Udo: War ja nur 'ne Vermutung.
Prof. Brinkmann: Aber es liegt natürlich nahe.
Udo: Was willst Du jetzt tun?
Prof. Brinkmann: Na, was soll ich schon tun wollen, garnichts. Ich kann doch meine Operationspläne nur nach medizinischer Dringlichkeit aufstellen, nicht? Und nicht nach irgendwelchen moralischen Bewertungen. Dann käme zuerst der Friedensnobelpreisträger, dann der Pfarrer von Örtlingen, dann der Stadtdirektor, dann der Hilfsarbeiter und zuletzt irgendwann käme vielleicht ein Verbrecher auf den Operationstisch oder auch nicht.
Udo: Und zu allerletzt ein Zeitungsreporter.
Prof. Brinkmann: Nee Du. Der kommt noch vor dem Friedensnobelpreisträger. Ach, Mensch, lasst mich doch bloss zu Frieden damit. Warum haben die mich nicht gefragt, zum Donnerwetter nochmal. Ich will Dir sagen, warum. Ich hätte ja meine Gründe haben können, die sie hätten respektieren müssen. Aber dann wäre ihre Sensationsstory natürlich im Eimer gewesen.
Udo: Wo willst Du jetzt hin?
Prof. Brinkmann: Wo soll ich schon hin wollen? In die Klinik natürlich.

 

 

 

 

 

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