Der Deutschorden übernimmt das Patronat
Wann Waldener starb, weiss niemand. Man erfährt dann erst 100 Jahre später wieder etwas über den Pfarrer im Glottertal, als im Jahre 1458 unter Pfarrer Johannes Arneck die Glottertäler Pfarrkirche neu gebaut wurde. Von dieser 1458 gebauten Kirche steht jetzt noch der untere Turmteil und der ehemalige Chor, der seit dem Kirchenneubau Ende des letzten Jahrhunderts als Sakristei dient. Dort ist über der Tür heute noch die Jahreszahl 1458 eingehauen. Bei der Kirche befand sich ein altes Beinhaus in Gestalt einer Kapelle mit einem uralten Taufstein und einem Altar. Nach alter Überlieferung sei das die erste Kirche im Tal gewesen.
Man hatte allerdings keinen sehr günstigen Platz für die Kirche ausgesucht. Schon im Jahre 1464, also sechs Jahre später, wurde die neue Kirche, als die Glotter beim Frühlingshochwasser über die Ufer trat, stark beschädigt. Der Pfarrer fragte deshalb beim Bischof an, eine Kollekte mit Ablaß abhalten zu dürfen, um die defekte "Kapelle", wie es in einem Schreiben heisst, wieder in Ordnung zu bringen. Die Kollekte wurde genehmigt. Aber schon 20 Jahre später im Jahre 1484 trat die Glotter erneut über die Ufer und verwüstete die Kirche wieder. Der Pfarrer bat erneut um die Erlaubnis einer Kollekte mit Ablaß. Man weiss heute, dass gerade diese Ablaßpraxis eine wichtige Ursache für die Reformation war, und man kann an diesem Beispiel sehen, dass die Ablaßpraxis und die damit verbundenen wirtschaftlichen Absichten bis in die kleinen Dörfer wirkte.
Unter Pfarrer Arneck kam es neben dem Kirchenbau zu einer für die kommenden Jahrhunderte wegweisenden Entscheidung. Im Jahre 1469 wurde die Rosenkranz- oder Liebfrauenbruderschaft gegründet. Jeder Bruder, also Mann, der der Bruderschaft beitrat, hatte einen Jahresbeitrag von 8 Pfenningen und jede Schwester von 4 Pfenningen zu geben. Diese Bruderschaft ließ rechts vom Hochaltar der Glottertäler Filialkirche, wie sie damals als Hinweis auf die Mutterkirche in Maurach noch genannt wurde, einen eigenen Marienaltar erbauen. Außerdem wurde festgelegt, dass der Überschuss des Bruderschaftszinses angelegt werden sollte, bis es reiche, einen Priester davon zu unterhalten und eine eigene Kaplanstelle zu schaffen. Auch die Verpflichtung der Bruderschaft gegenüber den Mitgliedern waren genau geregelt: Wenn ein Mitglied der Bruderschaft starb, so schickte man ihm das schwarze Tuch, mit dem man ihn verdeckte, und ging ihm mit dem Kreuz entgegen. Am Todestag, sowie am 7. und 14. Tag danach musste der Priester für den Verstorbenen ein Meßopfer feiern. Dann wurde ausserdem auf dem Altar der Bruderschaft, also dem Marienaltar, ein Opfer nach vorgeschriebener Ordnung gehalten, wobei die 4 Grabkerzen angezündet und sieben Vater unser gebetet wurden. Die Mitgliedschaft in dieser Bruderschaft gab also jedem Mitglied die Sicherheit, dass nach seinem Tode für sein Seelenheil gebetet wurde, was den Menschen damals sehr wichtig war. Viele Mitglieder haben deshalb nicht nur ihren jährlichen Beitrag bezahlt, sondern haben der Bruderschaft auch einen Teil ihres Besitzes vermacht.
Gegen Ende des 15 Jahrhunderts ergibt sich eine wesentliche Neuerung für das Glottertal und seine Kirche. Im Jahre 1475 ging das Patronat über die Kirche im Glottertal und die Lehensherrschaft über die 18 Lehener und den Mauracher Hof in die Hände der Freiburger Deutschordenskommende über, in dessen Besitz es nun über 300 Jahre lang bis zur Aufhebung des Ordens im Jahre 1806 verblieb. Der Deutschorden bestellte in dieser Zeit die Pfarrer für das Glottertal, teils waren das Ordenspriester, vereinzelt auch Leutpriester, also Weltpriester. Der Deutschorden bezog den Zehnten und bezahlte die Pfarrseelsorger. Wenn ein Weltpriester starb, verfiel sein Vermögen dem Orden. Diese Bestimmung erschwerte die Bestellung von Weltpriestern für Ordenspfarreien außerordentlich. Die Ordenspriester trugen über der schwarzen Gewandung den weissen Ordensmantel, auf der Brust das schwarze Ordenskreuz.
Der Deutschorden war um 1190 gegründet worden und war ein geistlicher Ritterorden mit Rittern, Priestern und dienenden Brüdern, zeitweise waren auch Schwestern Mitglieder. 1805 hob Napoleon den Orden auf.
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